Warum Andrej Holm gegangen wird


Aus aktuellem Anlass.

Ich lernte Andrej Holm während der Redaktionssitzungen des kritischen Mietermagazins der Berliner Mietergemeinschaft, dem MieterEcho, kennen, damalige Auflage 20.000, einige Zeit später wurden er, seine Freundin und seine Kinder über ein Jahr lang bespitzelt, Häuser von Bekannten und politischen Freunden illegal durchsucht, u. a. auch Räume, in denen ich tätig war, der Laptop einer engen Freundin von mir wurde illegal beschlagnahmt, sie und andere Freunde observiert, und schließlich wurde Andrej verhaftet und zu Unrecht ins Gefängnis gesteckt. Es erwischte alle kalt. Die Angst ging um. Ich saß neben seiner weinenden Freundin, die kleinen Kinder liefen um mich herum, der Vorwurf war massiv: Unterstützung einer terroristischen Vereinigung. Unhaltbar, frei erfunden, basierend darauf, dass drei junge Männer, die beim Anzünden von deutschen Militärfahrzeugen erwischt wurden, in ihren Texten Schlagwörter aus seinen verwendet hatten – ein Vorwurf, mit dem man ihm und seiner kritischen Wissenschaft das Maul stopfen wollte. Es misslang. Andrej verschwand nicht, wie viele in der Immobilienmafia und unter ihren Freunden und Kumpanen hofften, in der Versenkung, sondern blieb bei seiner Wissenschaft, seine Thesen und Studien wurden mehr und mehr gehört, landesweit. Der schüchterne, jungenhafte Mann mit der hohen Stimme und den charmanten Nebentönen, wenn man ihn besser kennt, hielt dem Druck der Gegner stand, und ließ es auch nicht zu, dass sie seine Existenz vernichteten. Viele von uns in den politischen Bewegungen wachten damals auf und erkannten die Gefahren, unter denen wir die Fackeln der Wahrheit durch die Menge tragen. Wir erkannten: Die Gegner an der Macht werden uns stoppen, mit allen Mitteln, wo und wann sie eine Möglichkeit sehen. Unsere Waffe ist das Wort, die Demonstration, die Kunst, die Performance, die Kampagnen, Bürger- und Volksentscheide, all das, wofür wir seit vielen Jahren kämpfen und arbeiten.

Dass jemand wie Andrej Holm und das, wofür er steht, in einer politischen Machtposition eine massive Gefahr für die Mafia, ihre Freunde und Kumpane sein würde, für die Millionen und Milliarden auf dem Spiel stehen, man erinnere auch den bis heute nur inkonsequent aufgearbeiteten Berliner Bankenskandal, der uns mehrere Milliarden kostete, Berlin in die Armut trieb, man erinnere diesen ungeheuerlichen Selbstbedienungsladen, zu dem Teile der SPD- und CDU-Funktionäre und ihre Freunde unsere Stadt gemacht haben und machen, mit mafiösen Strukturen und Methoden bis hin zu damit verbundenem bis heute nicht aufgeklärten Mord, das, liebe Freunde und Friends, war und ist so klar wie Kloßbrühe … und den Rest kennt ihr ja … übrigens alles belegt, erwiesen, gerichtsfest und nachlesbar. Willkommen in der Realität!

Karin Baumert (Stadtsoziologin), Andrej Holm (Gentrifizierungsforscher), Christian Hanke (Bürgermeister von Berlin-Mitte, 2006-16), East Princess.

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