Im Kreuzberger Brommystraßenstummel – zwischen Zapf und Spindler & Klatt – wurde gestern ein sog. Spreebalkon eingeweiht, von dem aus man nun einen hervorragenden Blick auf „Mediaspree“ – und damit auf die gravierenden Stadtumstrukturierungsmaßnahmen – „genießt“.
Eine kürzlich von der BVV (Bezirksverordnetenversammlung) beschlossene Straßenbrücke soll in den nächsten Jahren an dieser Stelle entstehen. Dagegen regt sich Widerstand, zumal dem offiziellen Beschluss, nach dem die Brücke lediglich für Busverkehr geöffnet werden soll, aller Erfahrung nach keinen Glauben geschenkt werden darf. Die Grünen hatten sich mehrheitlich tatsächlich gegen eine Straßenbrücke ausgesprochen und mit DIE LINKE eine entsprechende Vorlage verfasst. Diese – ihrem Namen ganz treu – schwenkte aber kurz vor der Entscheidung um und handelte mit der SPD link die nun beschlossene Vorlage aus.
Es droht also eine Autobrücke – die Brommybrücke. Diese würde noch weitere Verkehrslawinen in den betroffenen Kreuzberger Kiezen provozieren, obwohl die Situation in vielen Anwohner-Straßen bereits jetzt schon kaum noch erträglich ist. Daher also regt sich der Widerstand gegen eine Straßenbrücke, die außerdem auch den geplanten Park auf der gegenüberliegenden Seite – in Friedrichshain – zerschneiden würde.
Der Initiativkreis Mediaspree Versenken kämpft seit Längerem mit allerlei Aktionen – seit Neuestem auch mit einem Bürgerbegehren – gegen die „Mediaspree“-Planungen, die auf eine Vertreibung der bisherigen Bevölkerung, der alternativen Projekte und auf eine gravierende Verbauung der Spreeufer – alles im Sinne der Kapitalinteressen Weniger – abzielen.
Die offizielle Einweihung wurde daher gebührend begleitet. Neben den am sicheren Ufer mit Transparenten Protestierenden, erklommen eine Hand voll wagemutiger AktivistInnen den übriggebliebenen Brückenpfeiler der zerstörten Brommybrücke, den sie mit Hilfe eines Bootes erreichten. Auf der Brommyinsel fühlten sie sich so wohl, dass sie sich teilweise ihrer Kleidung entledigten und das weihende Publikum beherzt grüßten.
In diesem Sinne: Warm anziehen!