Bethanien: Haus der Bewegungen


Zur Nachahmung empfohlen: „Besetzen lohnt sich wieder!“

Man kann Jens nur beherzt zustimmen, wenn man die NewYorck im Bethanien tatsächlich kennt. Und natürlich darf und soll man wissen, was im Hause vor sich geht. Viele wissen es ja auch, denn das Haus ist gut besucht und immer wieder kommen neu Interessierte, aus der Nachbarschaft und von überall, aus der Welt.

Die Arbeit, die im besetzten Teil des Bethanien gemacht wird, ist in jeder Hinsicht unbezahlt und unbezahlbar, und sie ist sehr vehement dem Gemeinwohl – genauso wie den bunten Subkulturen – gewidmet. Die Besetzer hatten zwar schon von Anfang an Mietzahlungen angeboten, was der Bezirk aber stets ausschlug. ich aber hoffe dennoch, dass die Arbeit nun nicht unter der künftigen Miethöhe leiden muss. Es treffen sich dort täglich viele Menschen, u. a. im Zusammenhang mit Stadtumstrukturierungen und Privatisierungen, zum Thema Rassismus, zum Thema Widerstand vor Ort und zu weltweiten Kampagnen, gegen Armut und zu sozialen Fragen in Berlin. Das Veranstaltungsprogramm ist übervoll, the new old space of movements platzt aus allen Nähten.

Es wird Kunst gemacht, Musik, Film und jede Art von Politik. Außerdem ist das Haus eine Anlaufstelle für in Not geratene Menschen. Die Atmosphäre ist ausgesprochen offen und entspannt. Wohl auch deshalb ist der besetzte Teil des Bethanien ein Ort, den insbesondere auch viele queere Menschen aufsuchen.

Die guten Seelen des Hauses haben mir mit ihrer Menschlichkeit und Leidenschaft schon so manches Mal Tränen des Glücks abverlangt. Ja, das Besetzen hat sich gelohnt. Nachahmungen sind selbstredend erwünscht und gut für uns alle. Auch für diejenigen Menschen, die aufgehetzt gegen diese hoffnungsvollen Entwicklungen polemisieren, ohne je in die Verlegenheit gekommen zu sein, dort persönliche Erfahrungen gemacht zu haben.

Also kommt ihr und kommen Sie einfach mal auf einen Besuch vorbei und mischt euch und mischen Sie sich ein in die Politik!

rbb-Abendschau:

Hausbesetzungen haben in Kreuzberg eine lange Tradition. Beispielhaft dafür ist das Bethanienhaus. Bereits 1971 besetzten 50 Jugendliche den Südflügel, ehemals war darin das Schwesternwohnheim Martha-Maria-Haus untergebracht. Die Besetzer benannten es in Georg von Rauch-Haus um. Zwei Jahre nach der Besetzung richtete der Senat im Hauptgebäude das Künstlerhaus Bethanien ein. Bis heute arbeiten dort internationale Künstler in Ateliers; es gibt Galerieräume, eine Druckerwerkstatt und eine Musikschule. Diese erfolgreiche Besetzung fand zuletzt im Juni 2005 Nachahmer.

Die Bewohner des Hauses Yorckstr. 59 besetzten den Südflügel des Bethaniens und nennen ihn seitdem New Yorck 59. Letzten Mittwoch beschloss die Bezirksverordnetenversammlung auf Vorschlag des Bezirksbürgermeisters Franz Schulz, das Bethanienhaus von einer Treuhand verwalten zu lassen. Die Besetzer sollen legale Bewohner werden und Mietverträge erhalten. Vorgesehen ist ein Mietzins in Höhe von 5,60 Euro pro Quatratmeter.

Damit sind zwar nicht alle Konflikte aus der Welt geschafft; denn das Künstlerhaus und die Druckwerkstatt lehnen eine Zusammenarbeit mit den Besetzern ab. Sie wollen autonom bleiben und sich nicht von einer Künstlergenossenschaft in ihre Arbeit hineinreden lassen. Doch die Besetzer sehen im BVV-Beschluss dennoch einen Erfolg zu ihren Gunsten. „Besetzen lohnt sich wieder“, sagt ein Bewohner der Abendschau und hofft auf Nachahmer.

Und hier die Links:

Abendschau-Beitrag von Kemal Hür: Künstlerhaus Bethanien gerettet
Interview mit einem Besetzer, im AbendschauBlog


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