Erster Mai nach Heiligendamm ein Flop?


Erfahrungsberichte sind herzlich willkommen!

Für einzelne Unermüdliche mag es gar nicht so recht nachvollziehbar sein, wie man dazu kommen mag, humorlos und allen Ernstes zu behaupten, dass ein so erfolgreich, turbulent und anregend verlaufender Tag wie der gestrige ein Flop gewesen sein könnte. Wer aber – halbwegs nüchtern, ohne allzu routinierte Feierlaune und ohne rosa-rote Brille – den Ersten Mai als politisches Statement sowie als menschliche, soziale und kulturelle Botschaft mit vielfältigen Außen- und Innenwirkungen begreift, der wird vermutlich vor einigen unbequemen Fragen stehen, die leider auch schon in den vergangenen Jahren aufgetaucht sind. Ich will sie hier gar nicht genauer benennen und auch nicht allzu besserwisserisch mit dem Finger auf Andere zeigen.

Nur: Hat sich eigentlich etwas verändert seit der großen kollektiven Bewegungserfahrung von Heiligendamm? Man hat es gehofft, ja, denn es gab spätestens seit Heiligendamm einigen Grund zu der Annahme, dass sich das Selbstbewusstsein, das Miteinander, die Zielstrebigkeit und die gute Organisiertheit – bei maximaler persönlicher Freiheit – auf das Wirken in den verschiedenen Szenen und Bewegungen positiv ausgewirkt haben würde. Aber der Erste Mai im Jahre 1 n.Hld. geriet auch bei der sogenannten revolutionären Maidemo, die am Kottbusser Tor startete, zu einem am Ende eher deprimierenden Auflauf, weitestgehend uninspiriert und planlos – und das wohlbemerkt trotz zahlreicher Beteiligung, vielen neuen und jungen Gesichtern, einer durchaus spürbaren und wachsenden Wut und einigen sinnvoll gewählten Schwerpunktthemen – das Thema „MediaSpree“ sei hier zu nennen.

Na ja, die wirklichen Besserwisser nehmen den Ersten Mai ohnehin schon lange nicht mehr als wichtigen politischen Aktionstag ernst, weil er von je her mit „linker Folklore“ überschüttet wird. Wenn man den Tag jedoch mit Menschen verbringt, die man lieb hat, dann ist es trotz Allem ein schönes Gefühl, diesen Tag zu erleben und dass sich viele tausend Menschen munter hinzugesellen.

Aber: Jedes Jahr pünktlich am Ende des Marsches ein großes Vakuum spüren? Dabei darf es nicht bleiben! Zum Glück aber hat ein Jahr noch 363 andere Tage – und an einigen von denen geschieht deutlich mehr Erwähnenswertes und Revolutionäres als an diesem angeblich so bedeutsamen Ersten Mai.

Am Rande das übliche Bild – viel Polizeiarmee und viel mäßig interessiertes Publikum:

Lidl braucht Schutz... Ulkiges Publikum auf den Balkonen

Fotos: Die andere Person


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