Es ist ein unerwartet schöner Tag mit wundervollen Skulpturen aus Wolken und Licht am Himmel. Doch am Boden tut sich was, das harmlos aussieht, es aber in sich hat: Etwa 20 Menschen, die dem Aufruf der Initiative Mediaspree Versenken gefolgt waren und sich zu einer sogenannten Ideenwerkstatt auf das Gelände des Osthafens begaben, wurden argwöhnisch vom Vermietungschef der BEHALA, Herrn Michael Reimann, verfolgt. Dazu fuhr dieser mit seinem BMW den Osthafen auf und ab und wartete mitunter eine geschlagene halbe Stunde – mit verschränkten Armen neben seinem Wagen stehend – auf die Gruppe der Teilnehmenden, die sich ohne Zeitdruck den Osthafen entlang bewegte.
Das Gelände des Osthafens ist für die Öffentlichkeit zugänglich, dennoch gibt es dort Hausherren. Da ein großer Teil des Osthafens bereits verkauft ist, hat die BEHALA nur noch auf einigen der Grundstücke das Hausrecht. Deshalb wartete besagter Herr Reimann an den jeweiligen Demarkationslinien auf seinen Einsatz. Schon zu Beginn holte er die Polizei herbei, die sich zunächst aber nur zu einer Empfehlung entschließen wollte, einfach auf ein Grundstück zu gehen, über das die BEHALA nicht verfügen kann. Außerdem ließ sich der geneigte Dorfpolizist durchaus mittels glaubhaft vorgebrachter Behauptungen beeindrucken, dass die Ideenwerksattt als Teil der Öffentlichkeitsbeteiligung und im Rahmen des Sonderausschusses Spreeraum und mit persönlicher Genehmigung der Senatorin für Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-Reyer, stattfinde. Auch die von einer Teilnehmerin ins Spiel gebrachte Privatnummer des Bezirksbürgermeisters Franz Schulz, zur sofortigen Rückfrage, verfehlte ihre beabsichtigte Wirkung nicht.
So konnte der Tross weiterziehen. Tatsächlich entwickelten eine Reihe von Anwohnerinnen und Anwohnern interessante Ideen für die Nutzung und Gestaltung des Osthafens und zeichneten diese umgehend in die ausliegenden Skizzen ein. Nur von Wenigen wurde die Ansicht geteilt, dass am Osthafen außerhalb eines 50-Meter-Abstandes Gebäude entstehen sollen. In der Initiative ist die Frage ohnehin seit längerer Zeit umstritten. Dennoch wurden in die nachträgliche Visualisierung der Ergebnisse erneut Gebäude eingezeichnet, die sich zum hochpreisigen Wohnen an einem attraktiven Grünstreifen entlang der Spree eignen.
Auch mahnten einige der Teilnehmenden die frisch gebackenen Bürgerdeputierten, die im Sonderaussschuss die Initiative und den erfolgreichen Bürgerentscheid vertreten, nach Möglichkeit keine Kompromisse einzugehen bzw. „so wenig wie möglich.“ Auch die Presse begleitete anfangs die Begehung. Am Ende kam man an der Elsenbrücke an, wo Zeitgenosse Reimann die Gruppe diesmal mit in jeder Hinsicht besser gerüsteten Polizisten in Empfang nahm, nachdem er zuvor die Annahme eines Geschenkes, dass die Initiative eigens für ihn gebastelt hatte, verweigerte. Die Polizei nahm eine Anzeige gegen einen der Aktivisten auf, welcher seit einiger Zeit bei der BEHALA Hausverbot hat. Die Gründe dafür liegen tief und haben mit dem Frust der landeseigenen BEHALA GmbH zu tun, der sich daran aufbaut, dass immer wieder Aktionen der Initiative am Osthafen stattfinden, die auf den Verkauf der Flächen, ihre Bebauung und die geplanten Projekte aufmerksam machen.
Eine Separation des Aktivisten durch die Polizei scheiterte am spontanen zivilen Ungehorsam der anderen Beteiligten. Wir bleiben dran.
Ostprinzessin