Skandalöse Zustände im Freibad Plötzensee


Ein gemütliches Familienstrandbad in naturgeschützter Idylle – auch für sozial schwache Familien erschwinglich: Das alles war einmal!

Mittlerweile haben sich die Zustände durch mehrere Pächterwechsel erheblich zum Negativen gewandelt. Doch die neue Pächter-GbR, Erik Müller und Rudolf Singer, Profis aus dem Bau- bzw. Immobiliengewerbe (sic!), wollten ganz „groß“ investieren, sogar von der Einstellung von 8 (acht!) Bademeistern sowie weiteren Arbeitsplätzen war die Rede, außerdem von Sanierungen, Renovierungen und und und…

Was ist, ja was bleibt von den vollmundigen Ankündigungen? Okay, neue WC-Becken. Danke dafür! Doch erst auf wiederholte Anmahnungen hin war man im Stande, den Duschen das entsprechende Warmwasser zuzuführen: Erst war die Anlage angeblich defekt, dann wurde sie erneuert. Letztlich kommt jedoch rüber: „…es lohnt sich doch gar nicht…!“

Reguläre Öffnungszeiten? Gibt es nicht. Mal wird mittags geöffnet, mal morgens, mal gar nicht. So stehen immer wieder verblüffte Badnutzer, vor Allem die täglichen Schwimmer, vor verschlossener Anlage – besonders nach 16 Uhr, dann, wenn sie endlich Feierabend haben. Oder es ist geschlossen, weil die Wolkendecke etwas dichter ist. Und wieder hören wir, es lohne sich doch nicht. Vorsichtshalber wurden weder die Öffnungszeiten noch die Betreiberadresse/-telefonnummer am Eingang angebracht. Oder: Die Anlage ist zwar nach 16 Uhr geöffnet, dafür aber das Bademeisterbüro, die Umkleide und die Duschen nicht. Warum auch: Es ist überhaupt kein Bademeister auf dem Gelände. Unverantwortlich, versicherungstechnisch nicht gedeckt und absolut nicht ordnungsgemäß!

Ergebnis: Damit die Nutzer nicht umsonst angereist sind, teils zu Fuß, teils mit dem Rad, wird eben wieder von der gegenüberliegenden Seite verbotenerweise wild gebadet. „Wir können hier machen, was wir wollen. Wir sind die Pächter!“ Originalton Pächter Müller. Dazu passt: Vereinen, die seit Jahren Nutzungsverträge halten, wird der Zugang zum Wasser verwehrt: Die Rechtslage sei noch nicht geklärt. Aus der Beachbar dröhnt spätabends höllelaute Diskomusik über den sonst so ruhigen Plötzensee. Dieser steht unter Naturschutz, unter Anderem auch, um den gestressten BürgerInnen die Möglichkeit eines ruhigen, entspannenden Feierabendspaziergangs zu gewährleisten.

Die früher moderaten, auch für unsere sozial schlechter gestellten MitbürgerInnen erschwinglichen Eintrittspreise, sind in für diese in mittlerweile nahezu unerreichbare Höhen geschnellt. Das hat ebenfall zur Konsequenz: Das aus Naturschutzgründen untersagte Wildbaden feiert, wie bereits oben erwähnt, fröhliche Urständ. Die früher gern genutzten Saisonkarten werden nicht mehr angeboten; sie würden ja eine gewisse Verbindlichkeit der Betreiber erfordern. Das Gleiche gilt für Gruppenangebote, aber: Das lohnt sich ja nicht… für die Betreiber!

Dafür wird ein Schickimicki-Döner-Bistro eingerichtet, statt des früher äußerst beliebten Terrassencafés. Preise? Nicht gerade Wedding/Moabit-gerecht. Für den Besuch des Bistros, ohne Badesachen, soll Eintritt erhoben werden – etwa ein „Museumszuschlag“ für die wilhelminischen Backstein-Gebäude?

Das riecht alles erheblich nach professioneller Abzocke. Da haben die Eigner, die Berliner Bäderbetriebe, wieder einmal blindäugig – nach den versprochenen Investitionsgeldern und zu schaffenden Arbeitsplätzen gierend – an die Haifische verpachtet. Federführend hierfür ist die offensichtlich völlig überforderte Justitiarin der BBB, Ines Blau. Wir würden ja gern mal Einsicht nehmen in das „nachgebesserte“ (Müller) Vertragswerk zwischen Eignern und Pächtern. Die ursprüngliche Ausschreibungsfassung des Vorvertrages liegt uns vor; da muss aber reichlich „nachgebessert“ worden sein.

Die Berliner Bäderbetriebe sind dem Senat und uns BürgerInnen gegenüber verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die Bäder geregelte Nutzungsmöglichkeiten anbieten und einhalten. Letztlich sind die Bäder für uns Bürger da und erfüllen einen wichtigen sozialen Sinn: Erholung und Entspannung. Sicher muss ein Wirtschaftsbetrieb sich auch ökonomisch tragen. Aber da liegen dann, da das Projekt doch offensichtlich wirtschaftlich nicht trägt, bereits im Vorfeld – während Planung und Erstellung bzw. Abnahme des Businessplans der Pächter-„Profis“ – eklatante Berechnungs- und Beurteilungsfehler zu Grunde.

Es wird Zeit, dass diese Zustände, die sich erst nach dem diesjährigen Anschwimmen im Mai wirklich offenbart haben, publik gemacht werden. Es wird dringend Zeit, dass sich umgehend etwas ändert. Die Saison ist schneller vorbei, als man glaubt.

– Klare, verlässliche Strukturen!
– Sozialverträgliche, den umliegenden Bezirken angepasste Eintrittspreise, Familien-, Gruppen-, Vereins-, Monats- sowie Jahresvergünstigungen!
– Sponsorensuche (Vattenfall?) statt Haifischpächter!

Im Auftrag erheblich genervter und frustrierter Noch- und mittlerweile auch Exbadnutzer,

Holger Grusdat
ProjeKt Coach Aktion Waran 51.


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