Freitod eines bedrohten Sozialmieters


Dieter Bernhardt ist tot.
Wir gedenken seiner in stiller Trauer.

„Wie jetzt bekannt wurde, hat sich Herr Dieter Bernhardt, von exorbitanten Mieterhöhungsforderungen betroffener Mieter aus der Akazienstraße 6 in Schöneberg und Mitbegründer des berliner bündnisses sozialmieter.de in der Nacht vom 1. auf den 2. Mai 2010 das Leben genommen.

Neben seinem Leichnam fand die Polizei einen Abschiedsbrief unseres engagierten und sich in seinen Grundfesten bedrohten Mitstreiters aus dem hervorgeht, dass Dieter Bernhardt den Freitod deshalb wählte weil er die „Gefühlskälte“ und „Gleichgültigkeit“ nicht mehr ertragen konnte, mit der die politisch Verantwortlichen Berlins den Menschen in dieser Stadt begegnen würden, die vom Verlust ihrer Wohnungen und ihres Lebensumfelds bedroht sind. Dieter Bernhardt setzte seinem Leben ein Ende weil der Verlust seiner über Jahre gewachsenen sozialen Bindungen drohte und er sich angesichts seiner absehbaren Entwurzelung zur Ohnmacht verurteilt sah. Kurz vor seinem Tod sagte er zu seiner Nachbarin und unserer Mitstreiterin, Frau Lucile Greco, dass „er wahrscheinlich erst an einem Galgen baumelnd aus dem Fenster hängen müsse“, damit die politisch Verantwortlichen Berlins endlich reagieren würden.

Es ist ein schwacher Trost, dass unserem Leidensgenossen und Mitstreiter das Öffnen eines Anwaltsschreibens vom 4. Mai erspart geblieben ist, in dem die Sozialmieterinnen und Sozialmieter in der Akazienstraße 6 und in der Belziger Straße 13 in Schöneberg vom Vermieter aufgefordert werden, die erhöhte Miete sofort und vorbehaltlos zu bezahlen, da die Miete andernfalls rückwirkend zum 1. Januar 2008 eingefordert werde.

Der Leichnam ist von der Polizei noch nicht zur Beisetzung freigegeben. Sobald der Termin der Beerdigung feststeht, werden wir Sie hierüber informieren.

Dieter Bernhardt ist tot, 09. Mai 2010“

www.sozialmieter.de


3 Antworten zu “Freitod eines bedrohten Sozialmieters”

  1. zum Tode von Diter Bernhardt,
    den Dieter habe ich erstmalig in der Parteiarbeit bei der WASG Berlin erlebt.
    Als einen Aufrichtigen, ehrlichen und kritischen Geist habe ich ihn schätzen gelernt.
    So wie es ihm nun ergangen ist müssen leider viele in diesem Land erleben, dass soziale
    Kälte Arroganz und die Ego Gesellschaft tägliches Erleben und harte Realität geworden ist.
    Echtes Engagement und Haltung erlebt man leider selten.

    Mit Dieter ist diese Stadt um einen streitbaren, aber auch humorvollen Menschen ärmer
    geworden. Mein Beileid gilt allen, die Dieter besser gekannt haben als ich und die sich zu seinen Freunden oder seiner Familie zählen dürfen.

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