Faszinosum der Traumzeit entsorgt


Berlin: Das traumlose Zeitalter des kulturellen Verfalls fordert ein weiteres Opfer. Während in der Hauptstadt nahezu sämtliche faszinierenden Kulturprojekte der letzten Jahrzehnte ihrer politisch gewollten Auslöschung harren, ereilt uns eine weitere traurige Nachricht. An der Hasenheide in Kreuzberg wird derzeit der Club Cheetah aus den 60er Jahren entsorgt. Ende der 60er wurde er im Raumschiff-Enterprise-Stil in die Räume eines ehemaligen Großkinos hineingebaut und verfügt über 22 sogenannte Inseln, die sich über mehrere Ebenen und eine Galerie erstrecken. Die Eilande sind über Brücken und Treppen miteinander verbunden. Disco und Gastraum verbindet ein Tunnel.  Zwei Röhren führen vom Eingang hinein in die größte Disco ihrer Zeit. Acht Tanzflächen warteten auf tanzwütiges Publikum, das in den besten Zeiten des Clubs in bis zu hundert Meter langen Warteschlangen auf Einlass hoffte, um dann Highlights wie die fahrbare DJ-Kugel zu bestaunen.

Der ehemalige Besitzer hatte sich im Betrieb und mit dem Einbau einer Saunaanlage im Keller des Hauses verhoben. Neue Besitzerin wurde ein Kreuzberger Unternehmen (Taekker: Immobilien im zentralen Berlin) mit Sitz in Dänemark, welches das Gebäude in einer Zwangsversteigerung erwarb.

Vor einiger Zeit noch wurde der Club zur Miete angeboten. Im Jerry-Cotton-Film Todesschüsse am Broadway zeigt sich das Cheetah noch von seiner lebendigsten Seite. Da jedoch weder potente Kulturinteressierte noch Senat oder Bezirk das ob seiner Technik, Architektur und kulturellen Bedeutung einmalige, schützenswerte Kleinod der 60er erhalten wollen, ereilt den Hydraulik- und Designtraum nun das – durchaus abwendbare – Schicksal des Großen Saals im Palast der Republik, welcher über weltweit einzigartige Technik und Installationen verfügte und dennoch dem langweiligen Einerlei gleich gemacht wurde. Luftschloss lässt grüßen.

Danke, rot-roter Berliner Senat, danke, grün-rotes Bezirksamt, danke, o Du totale Verwertungslogik!

Ostprinzessin


10 Antworten zu “Faszinosum der Traumzeit entsorgt”

  1. tja schade um den schönen laden der war einfach klasse also ich kenne ihn seit er sektor hies aber bei dem umbau damals zur joe hasenheide 13 arbeitete ich da als dj aber das ging nich lange gut mit der joe hasenheide 13 ein neuer name muss her und zack war der pleasure dome da und ich immernoch als dj is schon schade das alles da raus is und es is traurig (ich hab da die letzte platte aufgelegt)

  2. Dieses Teil war zwar aus den 1960ern aber wirkte hochmodern. Es war futuritische Higtech-Architektur vom feinsten wie wir sie vom Potzdamer Platz insbesondere vom Sony-Center kennen. Optimal für moderne Trance-Musik. Ich denke fast, das war zu nobel für Berlin, Großraum-Dicos/Clubs liefen hier ja nie gut im Vergleich zu so mancher Kleinstadt, vor allem aber muss wenn es in Berlin groß sein soll eine unrenovierte Industrie-Halle sein. Dieses Teil war ein absolut schicker Hightech-Tempel mit nahezu allen Schikanen inclusiver ausfahrbarer Bodenklappe unter der Bühne und natürlich Lasershow.
    Sicher bin ich nicht immer der Meinung diesser Webseite, da eben der Neubau Berlins nach dem Krieg die alte Stadtstruktur zerstört hat und zur Wiederherstellung innenstädtische Strukturen der eine oder ander Abriss nötig ist, aber das hier war überflüssig. Joe soll damsl 6-Millionen DM reingesteckt haben. Die Architektur mit den Ebenenen und „Tellern“ und den Querbalken war m.E. einzigartig und hätte unter Denkmalsschutz gehört.
    Gibt es noch Bilder und Videos? Gibt es Architekturpläne? Wäre ich Millionär und hätte vor ene neue Großraumdisko zu bauen würde ich diesen Teil als Vorbild nehmen.
    Ein Vide habe ich gefunden, es ist das Musikvideo von „Music-Instruktor“ „Super-Sonic“. Das sieht man aber nur einen Teil.

  3. hallo hartmut ich hab da nich nur als dj gearbeitet auch wenn es pleasure dome hiess es war ein joe laden, der laden hat damals was den umbau anging 12 mio dm gekostet weil europas gröste laser anlage und lischt anlage selbst die sound anlage wurde aus amerika eingeflogen (3 MIO)es war ein geiler laden am falschen platz einfach.

  4. 12-Millionen ist mir neu, es wurde damals von 6-Millionen geredet. Also, auf Ibiza sind einige Clubs deutlich grösser, gegen das Privilige war der Pleasure-Dome geradezu winzig, aber es ist auch viel primitiver ( ich war 1998 mal da ) in Sound und auch Lichttechnik, lange nicht so nobel und phantasievoll! Das es immer noch Jo war wusste ich. es wurden sicher auch Marketing-Fehler gemacht, Als ich in den 1990ern Teeager war habe ich von dem Teil noch nie gehört, das keine ( zumindet von dem oberen Saal ) und viel einfachere „Metropol“ war viel bekannter.
    Ibiza-Preise bräuchte man sicher um so einen teuren Disco-Tempel zu betreiben. Da sind Preise zwischen 35 und 50 Euro für den Eintritt ( im Vorverkauf ) und 8 Euro für ein einfaches Getränk normal. Jetzt ist „Kreuz-Kölln“ doch Szene-Gegend, aber die Szene mag es lieber billig und alternativ. Heute hätte man mit youtube gute Werbe-Möglichkeiten für den „besten Großraum-Club“ der Welt. Das ist etwas besonderes und für Musikal etc. geben die Leute auch ca. 100 Euro den Abend aus. Auf Ibiza geht das auch.
    Zu youtube : „Super Sonic“ von „Musik Instructor“ wurde dort gedreht:

    https://www.youtube.com/watch?v=h3ySBAcIoxo

    Hier ein Karakoe-Video:

    https://www.youtube.com/watch?v=HAo2cK07_oE

    Auf der Webseite von dj-laku.de gibt es Bilder davon, Party-Bilder leider nur Flash und in niedriger Auflösung.
    Klar kommt der Laden aus der „Traumzeit“, ich bin alles andere als leicht zu beeindrucken, aber von dem Teil träume ich heute noch ganz ehrlich ( habe erst letzte Nacht davon geträumt).
    Es war auch etwas die falche Zeit. Harter Techno passt dort nicht, aber Trance passt super dort rein.

  5. Hallo an alle Retrofreunde,
    ich war damals 1969 anlässlich einer Klassenfahrt nach Berlin im Cheetah, unter anderem hatten wir die angesagtesteten Discos dieser Zeit in Berlin besucht: Big Apple, River Pool oder Szene Location wie Backstube, Meisengeige nicht zu vergessen Leydecke. Man verzeihe mir die unvollständige Aufzählung. Das Cheetah war zu dieser Zeit absolut top, sollte meine Stammdisco werden, falls es mich nach Berlin verschlägt. Als es dann soweit war… 1971, war ich noch einmal dort und war enttäuscht vom allgemeinem Zustand, Brandlöcher im Teppich, das Plexiglas schmierig und unansehnlich, also merklich heruntergekommenen, Sehr schade….
    bin nie wieder dort gewesen.

  6. Ich habe als Student in den Jahren 1976/77 dort als Aushilfskellner gearbeitet und ich meine, neben dem im Wiki (http://www.rockinberlin.de/index.php?title=Cheetah) erwähnten Suzie Quatro Konzert auch Fats Domino dort gesehen zu haben. Bin kommendes WE zum erstem Mal seit dieser Zeit wieder in Berlin und werde mir die Reste des Stahlröhren in der Hasenheide 13 einmal ansehen. -thomas

  7. Ich war von 1974 bis ende 1976 Stammgast im Cheetah.1975 feierte ich hier Sylvester…Gastband
    war damals Middle of the Road.
    Das Cheerah war ein absoluter Spitzenladen. Seinerzeit unter der Leitung des Geschäftsführers „El Raab“. El Raab war war ein aus Ägypten stammender Landmaschieneningeneur, ein sehr charmanter, carismatischer wie auch bescheidener (fuhr mit ein VW Käfer vor) und ruhiger Mensch.
    Ich kannte ihn auch persönlich (aus meinem Interesse für die Lautsprecheranlage).
    DJ war damals „Mehli“ wie er wirklich hieß weiß ich nicht. Mehli war sein Spitzname war im „früheren Leben“ Bäcker von Beruf.
    Wir, Mehli meine Verlobte und ich sind oft nach dem das Cheetah schloss gegen 2Uhr morgens, noch ins Stadtkasino (war gleich vis a vis )gegangen um dort bis morgens um 6 Uhr weiter zu feiern….war ne echt geile Zeit.
    El Raab ging 1976 zurück in seine Heimat.Unter seinem Nachfolger (fuhr gleich mit einem 450SE vor)ging es Niveaumäßig steil bergab.
    Die einstige Kleiderordnung (man kam jetzt auch mit abgefuckten Klamotten rein)existierte nicht mehr, und auch der Rest von Benimm verabschiedete sich langsam aber stetig und ich auch.
    War Schade drum, aber so ein Laden fällt mit fehlender Qualität seiner Geschäftsführung halt ins bodenlose.

  8. Hallo, Dank für das Engagement!
    Die Discothek „Annabelles Club „und Disco in den 60 er Jahren( Hilde Knef, Kinski Heinz Drache, Konsul Weyer)ist gerade abgerissen das Haus. Wenn Interesse suche ich Nummer raus.
    Der Puff „Dorett Bar“ aus den 30 er Jahren – 2000 er jahren in der Fasanenstrasse ( Leander Haussmann filmte dort noch) ist seit 3 jahren ein Jeans laden.
    Die „Mazurka Bar“( Curd Jürgens Omar Sharif, Artur Brauner ) in der Lietzenburger Strasse ist seit ca.2 jahren eine eine Boutique saniert.
    Gegenüber ein 60 er Jahre „Hotel“ Name? (später Windham) in dem Teile von Jerry Cotton“ Um 0 Uhr schnappt die Falle zu“ gedreht wurde wird gerade abgerissen.
    Das legendäre „Go in“ heute ein ital. Restaurant in der Bleibtreustrasse.
    Wenn interessiert besorge ich noch Nummern und ggf. Anekdoten.
    P.S, War heute am altem Cheetah
    MFG
    JP

  9. Wohne in Hannover und war in den Siebzigern mit Cousin und Frau im legendären Cheetah.
    Es war ein grosses Erlebnis für mich, schon der Gang durch die Eintrittsröhre in die Disco
    war irre. Drinnen die verschieden hoch angebrachten runden Flächen, die DJ-Kugel die rauf und runter fuhr, ein einmaliges Erlebnis.
    Das man solch einen einmaligen Club abreissen musste, kann ich absolut nicht verstehen.
    Ich erinnere mich so gerne an diese Disco und finde es toll das noch Bilder vorhanden sind
    und Videos die das Gedenken an diese Disco aufrecht erhalten.

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