In Zusammenarbeit mit Indymedia erscheint in einigen Tagen ein 8-seitiger Print zu „Mediaspree“ und den Hintergründen. Er ist als klassische Information für Anwohner gedacht und wird in den Kiezen verteilt. Die Themen aber gehen weit darüber hinaus und bieten einen Überblick über die Folgen und Mechanismen von Gentrification – kiezweit bis weltweit betrachtet – und über den Widerstand der Betroffenen. Alle Artikel erscheinen auch hier:
Gedanken aus der Wagenburg Lohmühle – www.lohmuehle-berlin.de
„Das ist doch kein Problem. Die Maria am Ostbahnhof wurde ja auch zur Maria am Ufer. Dann wird sie halt irgendwann vielleicht mal zur Maria an der Elsenbrücke“, so Christian Meyer, Geschäftsführer von „Mediaspree“. Ungeachtet der Frage, wo denn an der Elsenbrücke Platz sein sollte für die Maria, spricht hier die Strategie der Spekulanten: Den Berliner Charme an den Rand drängen, Schickie-Mitte ausbreiten und ausdehnen, bis kein Fleck Erde mehr frei bleibt für das, was Berlin ausmacht. Der Schwarze Kanal kann ja an die Spree in Oberschöneweide ziehen und der Oststrand nach Usedom? Wo Freiräume immer mehr verhökert, zerstört und zubetoniert werden, ist kein Raum für die freie Entwicklung einer Gesellschaft, die dem Mensch-Sein gerecht wird.
West-Berlin war die Stadt der Kriegsdienst-Flüchtlinge, Ost-Berlin beheimatete viele Punks, die nicht nur durch ihr Auftreten wagten, Unverständnis über das DDR-Regime auszudrücken. Berlin ist die Stadt der Araber_innen, Russ_innen, Pol_innen, Lateinamerikaner_innen und vieler anderer Migrant_innen, die uns davor bewahren, vor lauter Leitkultur die Vielfalt zu vergessen. Berlin ist die Stadt der Subkultur, der Buntheit und der Volksküchen, wo es gesundes Essen für wenig Geld gibt. Berlin ist die Stadt der WGs, Hausprojekte und Wagenburgen, die immer aktueller werdende Konzepte leben, konträr zur Vereinzelung des postmodernen Individuums.
Berlin sind grillende Familien im Park, die sich keinen Ausflug oder ein Restaurant leisten können. Berlin ist bunt, oft bezahlbar und direkt vor der Haustür. Wir wollen frei leben. Die „freie Marktwirtschaft“ läuft dieser Auffassung entgegen und sollte endlich abgeschafft werden. Wir sind schon lange aufgebrochen, um uns innerhalb kapitalistischer Strukturen – besonders im innerstädtischen Raum – Freiräume zu schaffen und zu erhalten!