Sofa neu beziehen – Politniks auf die Couch!


Das Sofa ist tot, es lebe die Couch: „Kiezdödel“ aus dem Bethanien ziehen um

Am 01.09.2008 zieht das selbstverwaltete interkulturelle Anwohnerforum „SOFA“ aus dem bisher angemieteten Raum am Bethanien-Haupteingang am Mariannenplatz in Berlin-Kreuzberg aus. Der Bezirk hatte den Mietvertrag gekündigt, entgegen dem BVV-Beschluss vom Februar 2008, aber keinen Ersatzraum zur Verfügung gestellt.

Nach guter Kreuzberger Künstlertradition werden sich die Anwohner nach der offiziellen Schlüsselübergabe am Montag ab 15 Uhr einen neuen Ort für das interkulturelle Anwohnerforum im Bethanien suchen. Alle Interessierten sind herzlich dazu eingeladen.

Das interkulturelle Anwohnerforum im Bethanien als Ergebnis des Bürgerbegehrens

Die Einrichtung eines interkulturellen Anwohnerforums war eine der Forderungen des Bürgerbegehrens „Bethanien für Alle“ mit mehr als 14.000 Unterschriften, dessen Forderungen die BVV Friedrichshain-Kreuzberg im September 2006 im Wesentlichen zustimmte. Im Verlauf des Runden Tisches Bethanien zur Umsetzung jenes Beschlusses wuchs die Gruppe der an der Entwicklung und Trägerschaft eines solchen Ortes interessierten Menschen beständig. Endlich konnte im Juli 2007 die SOFA-Gruppe gegen viel Widerstand einen kleinen Raum mit knapp 30qm direkt am Bethanien-Haupteingang mieten. Obwohl ein wesentlich größerer Raum gesucht war, fanden dort seitdem vielfältige Aktivitäten statt. Immer wieder wurde versucht, einen größeren, barrierefreien Raum anzumieten, der auch einen Zugang zu Wasser und eine Küchennutzung beinhaltet und so erst geeignete Bedingungen für ein Anwohnerforum schaffen würde. Dies wurde aber von den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung abgelehnt, zuletzt mit der Begründung, die Künstlerhaus Bethanien gGmbH drohe mit Auszug, wenn die „Kiezdödel“ nicht verschwänden.

Kündigung statt Umsetzung des BVV-Beschlusses

Im Februar entschied die BVV Friedrichshain-Kreuzberg erneut über das Bethanien. Dem SOFA sollten geeignete Räume im Bethanien-Südflügel angeboten werden, nur dort sei Platz. Der nach wie vor bestehende Leerstand von rund 500 qm im EG des Haupttrakts straft diese Aussage Lügen. Ein Angebot zur Anmietung eines Teiles davon erreicht die Gruppe jedoch nicht. Stattdessen erreichte uns Ende Juli die Kündigung des derzeit angemieteten Raumes, ohne dass uns die Verantwortlichen von Seiten des Bezirksamts – d. h. Baustadträtin Jutta Kalepky – eine Alternative angeboten hätten.

Neuer Leerstand im Bethanien und die Zukunft?

Das SOFA wird am 1. September um 15 Uhr den angemieteten Raum übergeben. Dann steht das Erdgeschoss des Bethanien-Vorderhauses – das „Filetstück“ des Hauses, wie die Repräsentanten es gerne nennen – wieder fast vollkommen leer, ohne dass es von irgendjemandem genutzt wird oder Mieteinnahmen erzielt werden können. Nach der Übergabe werden wir als Kreuzberger AnwohnerInnen am Montag gleich mal schauen, wo wir einen geeigneten Platz für das Anwohnerforum finden können – der uns ja von allen Seiten auch zugestanden wird. Dazu laden wir alle Interessierten herzlich ein. Natürlich ist für Getränke und einen kleinen Imbiss gesorgt.

Das sOfa – das interkulturelle Anwohnerforum im Bethanien

Das Anwohnerforum ist ein Ort der gesellschaftlichen Teilhabe, der kulturellen Bildung sowie der politischen Diskussion und Aktion. Es dient der Einübung demokratischer Verhaltensweisen und bietet Raum für den generations- und kulturübergreifenden Dialog. Es bietet Raum zur Entwicklung neuer gesellschaftlicher Perspektiven. Es zielt auf die Möglichkeiten emanzipativer Veränderung der Gesellschaft und Wege zur individuellen Befreiung. Angebote zum Mitmachen von und für AnwohnerInnen finden hier Freiräume. Darunter finden sich Hausaufgabenbetreuung oder Sprachaustausch, Angebote für Kinder und Jugendliche, aktuelle Diskussionen im Kiez, unabhängige Mieter- und HartzIV-Beratung, Internetzugang, Informationsveranstaltungen, gemeinsam kochen, lesen, lernen, lachen und Vieles mehr.

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