Unvermittelt, nicht unglücklich


/unvermittelt

Dazu ein Kampagnenwort von ABRISSBERLIN:

Ein Arbeitsplatz gilt auch in unseren Zeiten gemeinhin als eine großartige, zumindest aber als eine notwendige Errungenschaft, der jeder Mensch zu huldigen hat, indem er einen solchen Platz in der Mitte der Gesellschaft anstrebt. Menschen, die keine Arbeit finden können und Menschen, die Lohnarbeitsverhältnisse ablehnen, gehören in der Logik der Lohnarbeitsgesellschaft zum traurigen Rand. Wohlbemerkt zu einem stark angeschwollenen Rand.

Wer nicht vermittelt werden kann oder will, kommt womöglich auf dumme Gedanken. Man schaue nur einmal, was wir Abriss Activists mit unserer befreiten Zeit so alles anstellen. Nicht der Rauswurf aus der Lohnarbeitsgesellschaft, sondern die Integration in selbige wäre für uns der angemessenere Maulkorb. Allerdings: Wir haben dieser Art der Gesellschaft schon länger abgeschworen. Unsere Freiheit ist ein frech an den realkapitalistischen Wegesrand gepflanzter Wegweiser zum künftigen Grab der Konsum-, Fun- und Verwertungsgesellschaft.

Damit viele, viele andere Menschen und Märchenfiguren auf den Geschmack kommen, dem Arbeitsplatzfetisch die Lust zu verweigern und dem gesellschaftlichen Leistungsgesellschaftsspuk, der meist auch ein persönlicher Spuk ist, ein Ende zu bereiten, brauchen wir neue Definitionen.

Die Kampagne /unvermittelt – Kampagne für einen Arbeitsbegriff jenseits von Überarbeitung und Mangel – hilft uns seit dem 15.08. und noch mindestens bis zum 17.09.2008 mit allerlei Anregungen. Die Absageagentur zum Beispiel bietet einen Ausgliederungsservice, die Sabotageagentur geht – zumindest künstlerisch – noch einen Schritt weiter.

Wenn auch zum Start der Kampagne die Sozialsenatorin Knake-Werner (DIE LINKE) eingeladen wurde, was intern und extern zu kleinen Verstimmungen führte, wich der anfängliche Gutglaube vermutlich spätestens nach der kurzfristigen Absage der Frau Senatorin der weitreichenden Erkenntnis, dass sich selbst die (vorgeblich) linken (Mit-) Verantwortlichen der sozialen Miseren, der Hartz-IV-Zwangsumzüge, des Ausverkaufs sozialer Steuerungsmöglichkeiten und gleichzeitigen Predigerinnen der Lohnarbeitssklaverei einfach zu ungern fortbilden lassen – und man deshalb auch gleich ganz auf sie verzichten kann, darf und sollte.

Vielleicht wollten die Beteiligten und Initiatorinnen der /unvermittelt-Kampagne aber auch einfach nur nach außen hin den Schein wahren. Subversiv sind ihre „Praxen, Techniken, Spielräume“ zur Umdefinierung der Arbeit allemal. Und wer mit Subversion spielt, spielt mit dem Feuer. Die Kapitäne und Lenkerinnen kapitalistischer und (Möchtegern-) realsozialistischer Systemzusammenhänge reagieren auf jedewede Subversion unwirsch bis allergisch bis notorisch spielverderberisch.

Mehr zum Programm und den spannenden Ansätzen der Kampagne gibt es bei den Unerschrockenen, die subversiv-pragmatisch gegensteuern, so wie wir es von der workstation Ideenwerkstatt her kennen und schätzen: /unvermittelt.

/unvermittelt ist eine AG der NGBK Berlin e.V.

die AG, bestehend aus Danijela Cenan, Uli Ertl, Rut Waldeyer, Frauke Hehl und Nadine Wothe haben zusammen mit Barbara Loreck, Petra Spielhagen und Christine Kriegerowski, und die vielen, vielen Beteiligten haben im Januar 2008 die Kampagne /unvermittelt gestartet

Glückwunsch an die Beteiligten! Ohne eure Arbeit wären viele unvermittelt und unglücklicher.

The Ostprinzessin

,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert