Offener Brief: Wohnen unter Lebensgefahr


Sehr geehrte Baustadträtin von Pankow, Frau Nehring-Venus,

ich wohne im Prenzlauer Berg, in der Schliemannstraße. Das Gebäude wird seit Februar saniert. Als ich mich im Juni bei der Mieterberatung des Bezirks erkundigte, wurde mir mitgeteilt, daß das Gebäude sich nicht auf der Liste der in der Sanierung befindlichen Gebäude befindet. Die zuständige Dame teilte mir mit, dies sei für den Prenzlauer Berg nichts Ungewöhnliches. Vele Vermieter würden die Sanierung dem Bezirk nicht melden. Man könne zwar das Bauamt einschalten, dies würde in der Regel jedoch nichts tun. Das stimmt. So haben mehrere Mieter dem Bauamt hiervon Mitteilung gemacht. Jedoch ohne Erfolg. Mittlerweile weiß ich aus sicheren Quellen, daß es unter dem CDU-Baustadtrat Federlein eine interne Dienstanweisung gab, in diesen Fällen NICHT tätig zu werden.

Nun, offensichtlich eilte der Stadtbaurat noch einer entsprechenden Änderung der Gesetze voraus und definierte intern die Gesetze eigentümerfreundlich um. Ich finde dieses Vorgehen sehr befremdlich und komme nun nicht umhin, Sie von diesem Vorfall in Kenntnis zu setzen.

Für die weiteren eingetretenen Ereignisse finde ich ehrlich gesagt die Formulierung „über Leichen gehen“ nicht ganz unangebracht: Im Laufe des Sommers wurden nämlich einige Schächte stillgelegt und diese als Abzug für die Gasthermen in den sanierten Wohnungen benutzt. Über diese Arbeiten wurden die Mieter der betroffenen Wohnungen aber nicht korrekt informiert. Es tauchte nur einmal ein Handwerker auf, vermutlich vom Eigentümer gesandt, und murmelte verlegen etwas von CO2-Abgasen, pensionierten Schornsteinfegern und stillgelegten Schächten und daß die Öfen stillzulegen seien. Die Betroffenen hatten die Hausverwaltung aber vorab schon schriftlich darauf hingewiesen, daß ohne Modernisierunsgvereinbarung – logischerweise – keine Arbeiten in ihren Wohnungen geduldet werden. Da aber der Eigentümer sich nicht zu schriftlichen Abmachungen durchringen kann, passierte nichts. Ein weiterer Bewohner schaltete nun auf Anraten des Mietervereins das Wohnamt ein.

Gestern kamen zwei Schornsteinfeger zur Kontrolle vorbei und stellten fest, daß einige der Öfen der zwei nicht-sanierten Wohnungen keinen Abzug mehr haben. Mit dem Beheizen dieser hätte man sich vermutlich eine CO2-Vergiftung zugezogen. Ich erwarte mir von Ihnen ein unverzügliches Einschreiten des Bauamtes und eine umfassende Kontrolle der Baustelle und Aufklärung des Sachverhalts. Bitte machen Sie mir über Ihr weiteres Vorgehen Mitteilung!

Persönlich frage ich Sie: Wo bleiben in dieser Politik noch die Mieterrechte? Wurden diese sang- und klanglos begraben? Wie kommt es dazu, daß die Verwaltung, sozusagen in vorauseilendem Gehorsam, die Gesetze für sich umdefiniert? Wie können Sie angesichts solcher Vorfälle noch für die Sicherheit der Bewohner des Bezirks garantieren? Muß man demnächst als Mieter darauf achten, wie das Stadtbauamt parteilich und personell besetzt ist? Eine eigentümerfreundliche CDU wäre in diesem Fall „Gift“ für die Mieter.

Vermutlich gehört Mauscheln in der Immmobilien- und Baubranche zur Tagesordnung, und das Bauamt mit seiner Duldungspolitik unterstützt dies noch. Im Aufwind von REITS und Hedge (Fonds) tummeln sich Viele – auch die Behörde??

Mit freundlichen Grüßen,

Malah Helman


2 Antworten zu “Offener Brief: Wohnen unter Lebensgefahr”

  1. Da habt ihr genau in das richtige Wespennest gestochen! Da werden bestimmt so einige Dinge ans Licht kommen!

  2. An sich ist das ne positive Sache, ich überlege mir nur, ob das auch langfristig umsetzbar bleibt!

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