Ihn faszinieren Häuser, die keiner mehr will


Artikel aus dem General-Anzeiger, Bonn, 10.02.2009:

Ihn faszinieren Häuser, die keiner mehr will

Daniel Schaub zeigt seine Fotografien von städtischer Zweckarchitektur in der Galerie des Kult 41

Von Sarah-Lena Gombert .

NORDSTADT. Die graue Autobahnbrücke bietet einen tristen Anblick. Ein Treppenaufstieg, völlig verschmiert mit Graffiti. Ein alter Bürostuhl – von Moos überwuchert. Eigentlich sind es keine besonders attraktiven Motive, die sich Daniel Schaub für seine Foto-Ausstellung ausgesucht hat. Doch bei der Ausstellung „Die gefährdete Moderne und der Verfall gesellschaftlicher Substanz“, die seit dem Wochenende im Kult 41 zu sehen ist, zeigt der Berliner Soziologe die Ästhetik und Einzigartigkeit jener Bauten und Gegenstände, die eigentlich keiner mehr haben will.

„Ich habe vor allem Gebäude in Berlin und Brandenburg fotografiert, die in der Nachkriegszeit entstanden sind“, erklärt Schaub. Die 60 Bilder der Ausstellung sind aus den vergangenen zwei Jahren entstanden. Schaubs Motive sind vor allem leer stehende Häuser, U-Bahn-Stationen und andere öffentliche Plätze. „Der Stil dieser Gebäude wird heute oft als hässlich empfunden“, so Schaub.

Er sieht das anders, ihn faszinieren sie: „Die Bauten haben etwas Aufgeklärtes an sich, sie sind klar strukturiert und funktional.“ Doch von der Gesellschaft würden sie an den Rand gedrängt. „Es handelt sich um Architektur, die niemand mehr mag.“ Mit seinen Bildern in Schwarz-Weiß und Farbe versucht Schaub, den Betrachter davon zu überzeugen, die Dinge nicht einfach als hässlich abzutun, sondern das Besondere zu erkennen. Schaub ist der Ansicht, dass man solche Gebäude nicht in Vergessenheit geraten lassen darf, und schon gar nicht abreißen: „Gerade in Berlin gilt es, diese Häuser zu erhalten.“ Die Stadt weise eine enorme geschichtliche und gesellschaftliche Vielfalt auf, die man nicht einfach verdrängen dürfe.

Die Ausstellung „Die gefährdete Moderne und der Verfall gesellschaftlicher Substanz“ von Daniel Schaub ist noch bis Samstag, 21. März, in der Galerie, Hochstadenring 41, zu sehen. Die Öffnungszeiten orientieren sich am Veranstaltungskalender. Weitere Infos hierzu unter www.kult41.de.

General-Anzeiger Bonn 10.02.2009

www.transformationsfelder.de

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