Yippie Yippie Yeah oder Remmidemmi?


Spreepirat_innen versenken „O2 World“ in der Spree

Heute eröffnet die O2 World mit einem großen Fest. Geladen sind unter Anderem 1.000 „very important persons“. Aber: Die Halle ist der Star.

Gestern empfingen bereits ein paar Spreepirat_innen die geladene (für Karin Schmidl von der Berliner Zeitung ist dies im doppelten Sinne gültig) und zahlreich erschienene Presse unter der Werbetafel der O2 World. Die zur Zeit nervös durch den Bezirk streifende Polizei kam zu spät zu dieser unangemeldeten Verabredung. (Die Versenker, Piratinnen, Autonomen, Hippies, Märchenfiguren und andere Struppis waren mal wieder besser organisiert.) So konnte sie denn auch nicht die symbolische Versenkung der O2 World verhindern. Vielleicht wollte sie es aber auch gar nicht. Kiezpolizist ist schließlich nicht gleich Sondereinsatzkommando.

Während wir in der Initiative Mediaspree Versenken vom grün-rot-roten Bezirksparlament in Friedrichshain-Kreuzberg nicht einmal zur bevorstehenden Konstituierung des zum erfolgreichen Bürgerentscheid hin versprochenen Sonderausschusses (an dem wir uns als fragende und mahnende Gäste sowie als sog. Bürgerdeputierte beteiligen werden) eingeladen oder auch nur davon in Kenntnis gesetzt werden, lädt die Anschutz Entertainment Group uns alle herzlichst zum Mitfeiern ein: „Ich lade alle ein, mit uns zu feiern und sich selbst ein Bild von unserer Halle und ihren Angeboten zu machen“, sagt Detlef Kornett, Europa-Chef der AEG. Und genau das werden wir – in zwei Stunden ist es soweit – tun, denn wir sind alle eingeladen. Allerdings bedeutet die O2 World für uns Spreebärchen alles Andere als ein Paradies für Sport und Entertainment.

Während die Spreepirat_innen sich also vorerst auf die Versenkung der O2 World konzentrieren bzw. zusammen mit den anderen Versenkern an der personellen Flutung, zu der die Hedonistische Internationale einlädt, in feinstem Zwirn teilnehmen werden, wird in der taz Ungeheuerliches ungeheuer Sinnvolles gefordert:

„Bitte sprengen, ganz schnell!

Klar ists immer wieder herrlich, wenn viele Menschen fröhlich feiern. Ob zu Musik, zu Brot und Spielen, zu plumpem Sport und Schalala. Der Mensch will glücklich sein ohne Unterlass. Doch Freudenschwärmerei braucht auch Prinzipien. Weil der Ekelklotz am Spreeufer eine kulturelle Kampfansage an Berlin ist, gehört die Halle boykottiert. Und wieder abgerissen. Bitte schnell.

Denn der aggressivste Werbeträger der Stadt ist nicht nur eine optische, sondern vor allem eine kulturelle Zumutung. Das meint nicht die vielen hübschen Events, die nun dort alle die bespaßen, die Mainstream zum Konzept erheben. Es meint: dass die Kultur des Mega-Events schlicht nicht nach Kreuzberg-Friedrichshain gehört, dem Kiez der Künstler ohne Bühne.

Hinterhofmusik, Straßenkunst und Graswurzeltheater – davon lebt Berlin nicht schlecht. Nun spricht ja nichts dagegen, auch mal zu tausenden im Chor zu singen. Doch ein Bau wie die Arena gehört an den Stadtrand. Wo sie jetzt steht, symbolisiert sie nur Kommerz – und zeigt, wohin sich diese Stadt entwickelt. Dagegen wird man sich doch wehren dürfen? Einfach mal keine Massenpanik. Dass die Halle nun steht – kein Argument. Wer Paläste abreißen kann, kriegt auch Sporthallen klein. Ginge es nach mir: Ich würde sprengen.

Martin Kaul“

Und wem die Begleitmusik für dieses legitime, pragmatische, aber eben auch mächtig ambitionierte Vorhaben noch fehlt, dem sei diese hier wärmstens ans Herz gelegt: Deichkind, Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah). Aber Achtung: Diese Band steht für Universal Music und damit für Mediaspree und den ganzen Lügenpfad. Yippie Yippie Yeah?

***

Ostprinzessin

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5 Antworten zu “Yippie Yippie Yeah oder Remmidemmi?”

  1. Auf massiven Druck hin wurde der Termin verschoben und wir sind nun eingeladen zur Konstituierung des Sonderausschusses. Am 24.09. im Rathaus Kreuzberg, Yorckstraße!

  2. Und wieder Hass auf ein Bauwerk…

    Nein, ich bin kein Freund der Arena, genausowenig wie des Kommerzes.
    Weder finde ich sie schön, noch war ich jemals dort.

    Aber warum sprengen? Die Halle selbst kann nichts dafür, genausowenig wie Ihr Palast es konnte. Es bringt nichts, das gegeneinander aufrechnen zu wollen.
    Verabschieden Sie sich doch mal von Ihrem Symboldenken. Das ist nämlich äußerst kindisch, wenn nicht gar erbärmlich. Sie packen alles in eine Schublade mit der Aufschrift „Scheisskapitalismus“, das Ihrem Weltbild nicht entspricht.

    Es ist höchst ehrenwert, dass Sie sich einsetzen für Freiräume und gegen die Zerstörung von Kiezen, dass Sie alternative Vorschläge zur individuellen Lebensgestaltung vorbringen.
    Weiter So! Ihr Engagement ist wirklich vorbildlich, und ich selbst habe schon überlegt, ob ich nicht der ein oder anderen Initiative beitrete.

    Womit ich aber nicht konform gehe, ist dieses Schubladendenken, sowie der zielgerichtete Hass gegen Objekte als vermeintliches Symbol für irgendwas. Dieser undurchdachte, fatale Destruktivismus mit falscher Adresse hat noch nie jemandem geholfen.
    Ebensowenig wie die gesamte Stadt privatisiert oder kommerzialisiert werden darf, darf sie zerstört oder „abgewertet“ werden von Leuten, die meinen sie hätten einen Alleinanspruch auf Berlin.
    Die Stadt gehört niemandem allein! Auch nicht IHNEN.
    Vergessen Sie’s, Sie kriegen den Kommerz nicht gänzlich tot, er gehört nämlich zu einer Stadt dazu. Wichtig ist, dass es darüberhinaus auch kommerzfreie Räume gibt.
    Wichtig ist ferner, dass keine soziale Verdrängung stattfindet.
    Vielmehr sollten unterschiedlichste Schichten neben- und miteinander leben können, HartzIV-Empfänger neben Manager. Das setzt ein Mietlevel voraus, das für jeden bezahlbar ist.
    Alles richtig und vollste Zustimmung meinerseits.
    Doch warum muss die Antwort auf „Aufwertung“ immer „Abwertung“ sein?
    Was für eine schräge Mentalität ist das?

    Wie ich sehe, unterstützen Sie Initiativen wie „Wir bleiben Alle“. Dort wiederum fanden sich viele Unterstützer der „Actionweeks“.
    Ich stehe diesen Vereinigungen äußerst kritisch gegenüber, weil sie konkret gegen bestimmte Gruppen von Menschen agitieren. Und damit meine ich bestimmt keine Nazis.

    Geben Sie’s zu: Sie schieben nen Hass auf diese ganzen Lattetrinkenden Bonzen, die sich täglich dem Konsumrausch in den sterilen Shoppingkathedralen dieser Stadt hingeben.
    Ist doch so, oder?

    Sehen Sie, da ist mein Problem – Schublade auf, rein, zu, und fertig ist das Feindbild.
    Ohne Hintergründe zu kennen, bzw, mal zu überlegen, werfen sie alle möglichen Leute, die sich durch bestimmte optische Merkmale (teure Markenkleidung, „arrogant, reich und snobbish“ aussehend), Verhaltensweisen (gern shoppen gehen oder halt auch zu nem Konzert in der O2-World), Lebensumstände (Zugezogene Schwaben im Prenzlauer Berg) oder sonstiges auszeichen; sowie alle möglichen Objekte, die für Sie nach Luxus oder Kapitalismussymbol aussehen, in einen Topf, und fordern ihre Vertreibung bzw Zerstörung.
    Das kann nicht der Sinn einer sozial gerechten Stadt sein!

    Ist jeder, der mehr Geld hat als der Durchschnitt,
    jeder Konzernmanager, Mercedesfahrer,
    jeder, der gerne Shoppingcenter besucht oder Latte trinkt,
    jeder Liebhaber moderner Architektur,
    am Ende noch jeder McDonaldsbesucher,
    automatisch ein schlechterer Mensch?
    Und nicht wert, in dieser Stadt nach seinen Vorstellungen leben zu dürfen?
    Und ist jedes Bauwerk, das nach „Finanzblasenarchitektur“ aussieht, oder in dem ein mächtiger Konzern sitzt, oder das von einem profitgeilen Investor finanziert wurde, es deswegen nicht wert, in dieser Stadt zu stehen?

    Wer das mit „Ja“ beantwortet, dessen Gedankengut ist nicht viel anders oder besser als das von Faschisten.
    Wer sind Sie, dass Sie bestimmen, was „gute“ und „schlechte“ Kultur ist?

    In Berlin muss Raum für alle sein. Berlin muss Vielfalt bleiben und weder darf die Stadt in eine einzige kommerzielle Betonwüste noch in einen überdimensionalen Bauwagenpark verwandelt werden. Denn es gibt einfach Leute mit den verschiedensten Lebenskonzepten und -vorstellungen hier. Keiner darf verdrängt werden!
    Versuchen Sie nicht dasselbe, was Sie anderen vorwerfen.
    Kämpfen Sie nicht gegen Objekte (das ist armselig) oder Mitmenschen, nur weil sie anders sind, nach etwas aussehen, das Sie hassen.
    Sie wollen das System besiegen – dann bekämpfen Sie auch das System, und zwar dort, wo seine Wurzeln sind – im Gedankengut.
    Bekämpfen Sie nicht Carlofts und ihre Bewohner, sondern konkret diejenigen, welche an den Hebeln sitzen.
    Die Carlofts und ihre Bewohner selbst haben nämlich nichts verbrochen, können nichts für die steigenden Mieten, genausowenig wie die O2-Halle und ihre Besucher was für die geistige Einstellung des Bauherren können.

    Berlin muss Raum für alle bieten. Es darf keine No-Go-Areas geben!

    Die Halle kann man boykottieren. Die Konzerte und Spiele, die darin stattfinden.
    Und wenn sie (idealerweise) pleite geht, dann kommen Sie und Ihre Initiative ins Spiel:
    Dann kann man Pläne für eine anderweitige Nutzung und Umgestaltung schmieden, man muss das Ding also nicht sprengen.

    Ich hoffe, mal nen Denkanstoß gegeben zu haben…

    MfG

  3. In der Mehrzahl Ihrer Annahmen irren Sie. Die Schubladenfraktion finden Sie anderswo.

    Wenn Sie hierüber hinaus eine Antwort erwarten, würde ich Sie bitten, sich uns gegenüber (per Email) zu identifizieren, da wir ansonsten ja nicht erkennen können, aus welchen Motiven heraus Sie argumentieren.

    Wir sind Ihnen mit Namen und Foto bekannt und haben nicht die Möglichkeit, aus der Anonymität heraus zu argumentieren oder gar Beleidigungen abzusondern.

    Also bis später
    – eventuell –

  4. Sie könnten hier aber auch für all Ihre Leser, und diejenigen, welche noch zufällig über diese Seite stolpern, darlegen inwiefern ich Unrecht habe und wo Sie beleidigt wurden.
    Ich bin auch bereit, Dinge zurückzunehmen oder umzudenken, wenn Sie sich hier erklären.

    Ich bemühe mich, Sie nicht in einen Topf mit allen Linksautonomen (selbst da gibt es ja unterschiedlichste Strömungen)zu werfen. Allerdings erkenne ich beim Stöbern durch den Blog und insbesondere in Artikeln wie diesen gewisse Parallelen im Denken. In der Vergangenheit hatte ich einige Diskussionen mit ähnlich gestimmten Leuten, die ähnliches Vokabular und ähnliche Parolen sowie Feindbilder hatten (der vorige Beitrag vom Spreebärchen ist hier zB auch gemeint). Auch die Lektüre der „Actionweeks“-Seiten und der „Wir bleiben Alle“-Initiative (auf die Sie immerhin verlinken!) hat mich zum Teil sehr erschreckt. Auf einigen kann man nichteinmal Kommentare hinterlassen.

    Mein Kommentar hat sich gegen niemanden persönlich gerichtet, sondern er appelliert an diese Mentalität, die fast alle Linksextremen haben. Und die kommt auch in diesem Blog zum Vorschein.
    Er sollte nicht beleidigen, sondern zum Denken anregen. Das war mein Motiv, sonst nichts.
    Wenn ich irgendwo falsch liege, sagen Sie es doch öffentlich.
    Lassen Sie meine Annahmen und Vorwürfe nicht stehen – wehren Sie sich. 🙂

    Übrigens, ich habe gar kein Interesse an Ihrem Gesicht und Ihrem Namen.
    Ich finde das unerheblich für den Sachverhalt (ich schaue, was geschrieben wird, und nicht wer es schreibt). Insofern weiß ich auch nicht, was mein Name oder Foto über mein vermeintliches Motiv verraten sollte…
    Wir sind hier nicht im Flirt-Chat, oder? 😉

    In diesem Sinne…

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